Pflicht und Kür - Ein Leitbild auf dem Weg zur Konzeption
Nicht mehr ganz so neu ist die Ev.-Luth. Versöhnungskirchengemeinde im Bielefelder Norden: Seit dem Erntedanktag 2016 sind die ehemaligen Gemeinden Vilsendorf, Theesen und Jöllenbeck vereinigt.
Zunächst wurde die neue Gemeinde von einem Bevollmächtigtenausschuss geleitet, der im März 2020 von einem ordentlich gewählten Presbyterium abgelöst wurde. Mit diesem neuen Presbyterium verbunden war von Anfang an die Aufgabe, eine Konzeption der Ev.-Luth. Versöhnungskirchengemeinde Jöllenbeck zu entwickeln. Im Ausschuss für Gemeindeaufbau und Konzeption haben wir uns dazu zunächst einen Fahrplan gegeben für den entsprechenden Prozess. Verbunden damit waren feste Vorgaben und freie Räume, Zeitdruck und Reifen lassen, erhebliche Zwänge und unendliche Träume. Sachfragen bewegten uns und Glaubensfragen ließen uns nicht los. Wir wendeten Methoden an und nutzten die Kaffeepausen für diesen Prozess.
Alles in allem erfuhren wir: Es gibt eine Pflicht und eine Kür. Das sind Begriffe aus den Wettkampfsportarten.
Das Pflichtprogramm eines Auftrittes bildet den Schwerpunkt. Es soll den Kampfrichtern die Bewertung erleichtern. Die Kür ist dann der Teil, in dem sich der Sportler mit seiner ganz eigenen Leistung zeigen kann und mit seinem besonderen Stil. Eine evangelische Kirchengemeinde kennt ebenfalls ein Pflichtprogramm und natürlich auch die Kür.
Das Pflichtprogramm einer in der Landeskirche verfassten Kirchengemeinde ist immens. Dazu zählen z.B. die Gottesdienste und die Amtshandlungen, der kirchliche Unterricht und die Verwaltung der Sakramente.
Auf dem Weg zur Konzeption haben sich viele unserer Themen und Fragen um die Kür gedreht. Das war aufregend und erfrischend. Bewegung wurde spürbar und ein Bild von der Ev.-Luth. Versöhnungskirchengemeinde Jöllenbeck entstand.
Diese Bewegung haben wir in ein Leitbild gefasst und grafisch dargestellt – siehe unten.
Es ist das Bild eines sich bewegenden Rades. Im Mittelpunkt steht Jesus von Nazareth mit seinem Reden und Tun. Ihn bezeugen wir im Glauben an seine Auferstehung als den Christus (Retter). Alles, was wir tun und tun wollen, muss sich von ihm her verstehen. In unserem Leitbild sehen wir dann vor allem Bewegung. Die Speichen bewegen sich, aber sie geben der Gemeinde auch Halt und Stabilität. In der Gestaltung sind sie bewusst verwischt dargestellt: zum einen, um die Bewegung anzuzeigen, zum anderen aber, um die Betrachter zu nötigen, genauer hinzusehen. Dieses Leitbild ist nun vom Presbyterium verabschiedet worden.
Auf dem Reifen haben wir nun fünf Handlungsfelder dargestellt. Hier bewegt sich die Gemeinde, erkennbar an den Verben, die verwendet wurden. Hier werden Pflicht und Kür zu Bewegung.
Gottesdienste gehören zu unseren zentralen Veranstaltungen. Diese sollen feierlich sein. Der Inhalt des Glaubens muss vermittelt werden, z.B. im kirchlichen Unterricht, aber auch bei Kindern und Erwachsenen. Er soll aber auch durchdacht und abgewogen sein. Die Gemeinschaft miteinander ist wesentlich. Sie soll aktiv gestaltet werden. Solidarität mit anderen in unserem Stadtteil ist uns aufgetragen. Sie muss immer wieder mit Leben gefüllt werden. Begabungen bringt jeder von uns mit. Die Gemeinde ist der Ort, wo Begabungen entfaltet werden. Es begeistert uns zu sehen, wie viele Menschen sich hier einbringen. Die Bewegung wird nun auch zum Slogan: GeMeinsam in BeWegung. Das ist unser Weg. Das ist mein Weg. Ist es auch dein Weg?
Zurzeit sind wir dabei, dieses Leitbild durchzubuchstabieren. Hierbei geht es um die ganz konkreten Projekte der Ev.-Luth. Versöhnungskirchengemeinde Jöllenbeck. Können wir diesen oder jenen doppelten oder gar dreifachen Rittberger noch schaffen oder müssen wir eine Stufe runterschalten, um insgesamt einen besseren Auftritt hinzubekommen?
Es bleibt weiter aufregend und erfrischend.
Andreas Albers im Sommer-Gemeindebrief 2022