Studien zur multifunktionalen Nutzung unserer drei Kirchen
Die drei Machbarkeitsstudien zur multifunktionalen Nutzung unserer Kirchen in der Versöhnungs-Kirchengemeinde liegen vor. Das Presbyterium hat sich auf seiner Sitzung am 8.11. erstmals mit den Entwürfen der Innenarchitektin Elke Upmeier zu Belzen befasst. Auf der nächsten Gemeindeversammlung am Mittwoch, 24.Januar 2024 um 20 Uhr im Gemeindehaus Jöllenbeck möchten wir sie mit allen Interessierten aus der Gemeinde diskutieren. Herzliche Einladung dazu!
Der Hintergrund ist bekannt: Wie die meisten Kirchengemeinden müssen auch wir auf drastische Veränderungen der gesellschaftlichen und finanziellen Rahmenbedingungen reagieren. Dazu gehört unter anderem eine deutliche Reduzierung des Gebäudebestandes. Daraus folgt die Frage, wie Kirchen so umgestaltet werden können, dass sie neben ihrer sakralen Funktion auch Ersatz für entfallende Gemeinderäume bieten. Geht das überhaupt bei uns? Und geht das in jeder Kirche? Elke Upmeier zu Belzen hat sich damit intensiv auseinandergesetzt und ist zu spannenden Ergebnissen gekommen.
In der Auferstehungskirche Theesen setzt sie eine freistehende „Box“ mit offenem Obergeschoss mitten in das Kirchenschiff. Unten enthält diese einen variablen Gruppenraum, der sich nach Bedarf weit öffnen lässt, und oben eine Empore. Umschlossen von einem lichtdurchlässigen Gewebe wirkt der ganze Block wie eine monolithische Einheit. Zwei weitere kleine Räume sind im Windfang vorgesehen, ein größerer im Obergeschoss. Für eine barrierefreie Toilettenanlage ist in der ehemaligen Leichenhalle Platz.
In Jöllenbeck wie in Vilsendorf sind die Umgestaltungsmöglichkeiten durch den Denkmalschutz wie auch die Architektur an sich begrenzter.
In der Marienkirche sieht der Entwurf daher keine neuen Räume vor. Stattdessen ist an eine „Kirche in der Kirche“ gedacht: Durch Abbau der oberen Chorstufe wird Platz für bis zu 92 Stuhlplätze geschaffen, die Gottesdienste im intimeren Rahmen ermöglichen. Auch ein neuer, flexibler Altar ist vorgesehen. Die Sakristei wird zum kleinen Gruppenraum und die Taufkammer zur Teeküche umgestaltet. Eine Rampe gewährt barrierefreien Zugang. Im Windfang soll die bestehende Toilette barrierefrei erweitert werden.
Die Epiphaniaskirche, ebenfalls denkmalgeschützt, setzt mit ihrer ausgefallenen Form und der sehr sakralen Ausrichtung einer Umgestaltung enge Grenzen. Eine Abtrennung oder Unterteilung des Kirchenschiffs zerstöre die stimmige Architektur, so die Planerin. Stattdessen schlägt sie eine künstlerische Lösung in Form von zwei „blauen Wölbungen“ vor: Deutlich als Fremdkörper gekennzeichnet, verbergen die beiden Konstruktionen eine Teeküche im ehemaligen Altarbereich und die Innenbucht eines großen Gruppenraums, der nach außen in einen lichtdurchfluteten ovalen Anbau übergeht. Der neue Altar ist transportabel und kann gemeinsam mit dem künstlerischen Kreuz im ganzen Kirchenraum versetzt werden.
Gemeinsamkeit aller drei Entwürfe: Licht spielt eine große Rolle, die Raumbeleuchtung wie auch das Tageslicht – es öffnet die Kirchen nach außen. In Theesen und Jöllenbeck sind im Kirchenraum besondere „Lichtorte“ vorgesehen, die zum Verweilen und zur Meditation einladen. Außerdem wird „Barrierenabbau“ in mehrfacher Hinsicht großgeschrieben: zwischen Sakralem und Profanem, zwischen Kanzel und Gemeinde, zwischen innen und außen und zwischen Menschen mit und ohne Handicap. Die räumlichen Veränderungen werden nicht schüchtern kaschiert, sondern selbstbewusst hervorgehoben, deutlich vom Alten abgesetzt. Zugleich erscheint damit auch das Vertraute in einem anderen Licht.
Natürlich: Die Ästhetik ist das eine, der maximale Nutzen in Form größtmöglichen und variablen Raumgewinns das andere. Die Voraussetzungen dafür unterscheiden sich bei den drei Kirchen deutlich. Und auch der am besten geeignete Entwurf wird sich nicht eins zu eins realisieren lassen.
Und: Es muss erstmal sehr viel Geld investiert werden, um langfristig durch den Kirchenumbau zu sparen. Wollen wir das, können wir uns das vorstellen? Und wenn ja: Wie kriegen wir das hin?
Das klingt nach viel Arbeit ¬– wie immer, wenn es darum geht, den Wandel zu gestalten. Die vorgelegten Entwürfe zu den multifunktionalen Kirchen spornen dazu an, das als Chance zu betrachten.
Bettina Maoro-Bergfeld
Die vollständigen Machbarkeitsstudien finden Sie hier:
Studie Marienkirche
Studie Auferstehungskirche
Studie Epiphaniaskirche